Quarantäne

Heimtiere leben in ihrer eigenen Keimumgebung, an welche sie sich über längere Zeit gewöhnt haben. Besonders dann, wenn neue Tiere in den Bestand kommen, müssen diese an die vorhandenen (meist harmlosen) Erreger gewöhnt werden. Auch wenn alle vorhandenen Tiere gesund sind. Neue Individuen im Bestand bringen ebenso Keime aus ihrer vorherigen Haltung mit, welche sich von den vorhandenen unterscheiden.

Deshalb sollte eine Vergesellschaftung nicht sofort nach Ankunft der Tiere stattfinden. Besser ist es, dem  Immunsystem einige Zeit zu lassen, sich an die neuen Erreger zu gewöhnen und eine Quarantänephase einzuhalten.
In dieser Quarantäne kann ein neues Tier auch beobachtet werden, um den mögliche Krankheiten rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern, dass der restliche Bestand ebenfalls erkrankt.

Quarantänedauer

Es gibt unterschiedliche Empfehlungen zur Quarantänedauer bei Kleinsäugern. Weiss et al (2009) nennen für spezifisch pathogenfreie Nagetiere aus steril gehaltener Umgebung eine 5 - 15 Tage andauernde Quarantäne und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2011) empfiehlt für den Zoofachhandel die Quarantäne von einer Woche einzuhalten. Die Gründe für solch kurze Zeiten erklären der besondere Hygienestatus der Umgebung von Labotieren und der wirtschaftliche Druck, dem der Lebendtierverkauf ausgesetzt ist. Busch (2010) sieht für Kleintiere im Tierheim eine 14 - 28 Tage dauernde Quarantänephase vor. Der mittlerweile aufgelöste Deutsche Mäuse-Rassezuchtverein Muroidea (DMRM 2007) geht in einem Merkblatt von mindestens 4 Wochen aus. Für Kaninchen empfiehlt Heintze-Furch (2001) 3 - 4 Wochen. Die Angaben beziehen sich stets auf Tiere mit intaktem Immunsystem ohne Infektion mit pathogenen Erregern. Sobald Krankheiten festgestellt werden, verlängert sich die Quarantänezeit logischerweise.

Das Wort quarantaine bedeutet sinngemäß "40 Tage". Die zitierten Angaben liegen deutlich darunter.

Hygiene

Spätestens wenn mehre Tier(arten) in verschiedeen Gruppen gehalten werden, ist es wichtig, auch in der Heimtierhaltung grundsätzliche hygienische Standards einzuhalten. Hierzu gehört nicht nur die regelmäßige Desinfektion von Käfigen und Einrichtungsgegenständen, sondern auch die Vermeidung des Einschleppens von Erregern (Desinfektion der Hände, Behandlung von gesammelten Naturmaterialien etc.). Ebenfalls ist es sinnvoll, bei Pflegearbeiten grundsätzlich die Hände zu waschen und zu desinfizieren, wenn nach Kontakt mit einer Tiergruppe im Käfig der nächsten hantiert wird. Es ist empfehlenswert, Trinkflaschen nicht ohne vorherige Desinfektion zwischen Gruppen und Arten zu wechseln. Bestenfalls wird Zubehör immer nur für die selben Tiere verwendet und zudem regelmäßig ausgetauscht.

Eine besonders wichtige Rolle spielt Hygiene bei der Quarantäne. Hier ist vor und nach dem Hantieren im Quarantänekäfig gründliches Waschen mit anschließendem Desinfizieren der Hände angesagt. Ebenso sollte die Einrichtung den Bedürfnissen der Tierart gerecht werden und gleichzeitig eine ausreichende Gesundheitskontrolle ermöglichen. Ein vergleichsweise spartanisch eingerichtetes Terrarium erleichtert den allgemeinen Überblick und die Beobachtung der Tiere. Da der Ausbruch einer Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann, ist es ratsam kostengünstige und leicht zu sterilisierende Einrichtung aus Kunststoff (PE) zu verwenden und nach Durchlaufen der Quarantäne zu entsorgen.

Durchführung

Phase 1


Zunächst sollten neue Tiere möglichst räumlich getrennt vom aktuellen Bestand gehalten werden. In diesem Zeitraum von mindestens zwei Wochen werden die Neuzugänge eingehend beobachtet, auch um mögliche Krankheiten zu erkennen. Ebenso ist eine prophylaktische Behandlung gegen Endo- und Ektoparasiten möglich.

 

Phase 2

Anschließend können die Tiere in den Raum überführt werden, in dem sich auch andere Bestandstiere befinden und gegebenenfalls ihr endgültiges Domizil beziehen. Auch in dieser Zeit ist eine intensive Beobachtung ratsam. Sofern die neuen Tiere nicht mit Bestandstieren vergesellschaftet werden, ist die Quarantäne abgeschlossen. Soll eine Zusammenführung von Einzeltieren oder Gruppen erfolgen, empfiehlt es sich, mindestens zwei Wochen zu warten und dann die Tiere aneinander zu gewöhnen.

Sonderfälle

Kommt nur ein Einzeltier einer sozialen Art neu in den Bestand oder ist eine Zusammenführung von Neuzugängen mit Bestandstieren aus einem anderen Grund dringend angezeigt, ist das Risiko für die Gesundheit der Tiere abzuwägen. Herrscht beispielsweise zwischen zwei Züchter_innen reger Austausch von Tieren kann davon ausgegangen werden, dass neue Tiere aus der Partnerzucht mit einer ähnlichen Keimflora aufgewachsen sind, wie der eigene Bestand. In einzelnen Fällen kann überlegt werden, den ersten Schritt zu überspringen und die Quarantänephase immerhin in Sicht- und Duftkontakt des Einzeltiers zu Artgenossen durchzuführen.

Literatur

Busch, B. (2010): Der Tierheim-Leitfaden: Management und artgemäße Haltung. Schattauer, Stuttgart

 

DMRM (2007): Quarantäne-Infoblatt für Züchter: Gründe, Durchführung und Methoden der Quarantäne bei neu angeschafften Mäusen und Ausstellungstieren. Unveröffentlicht.

 

Heintze-Furch, A. (2001): QUARANTÄNE - Ein neuer Mitbewohner zieht ein. http://www.kaninchenchannel.net/krankheiten/quarantaene.html

 

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2011): Checkliste zur Überprüfung der  Kleinsäugerhaltung im Zoofachhandel. http://www.tierschutz-tvt.de/fileadmin/tvtdownloads/merkblatt46_2011.pdf

 

Weiss, J., K. Becker & E. Bernsmann (2009): Tierpflege in Forschung und Klinik. Enke, Stuttgart

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