Der Aalstrich

Dorsalstreifen
Campbell-Zwerghamster mit Aalstrich

Sehr viele Tiergruppen weisen einen Aalstrich auf. Nicht nur unter Nagetieren, sondern auch bei Huftieren und Raubtieren gibt es Arten, die die durch einen dunklen Streifen entlang der Wirbelsäule gekennzeichnet sind. Dieses für Wildtiere typische Abzeichen kommt bei einigen Haustieren immernoch vor. So auch bei Campbell-Zwerghamstern.

Der Aalstrich, auch Dorsal- oder Spinalstreifen genannt, ist eine (meistens dünne) Linie dunkleren Fells, die am Oberkopf beginnend, entlang der Wirbelsäule bis zum Schwanzansatz verläuft. Obwohl diese Art von Zeichnung bei etlichen Tierarten vertreten ist, kann niemand sagen, wozu der Aalstrich dient. Während einige spekulieren, dass der Aalstrich eine Signalfunktion für wandernde oder flüchtende Herdentiere hat, gehen andere davon aus, dass in der Embryonalentwicklung während der Ausbildung des zentralen Nervensystems im Rückenmark als Nebenprodukt eine Region dunkler Färbung entsteht. Besonders Bemerkenswert die ist These, dass der Aalstrich die ursprüngliche Farbgebung des Tieres abbildet. Die Färbung der Körperseiten ist demnach also in der Entwicklung der jeweiligen Art später gekommen. Hier könnte es sich auch um einen Fall von Restpigmentierung handeln, wie im Artikel hartnäckige Flecken beschrieben.

 

Von den Tieren, bei denen ein Aalstrich vorkommt, sind Pferde die bekanntesten. Fast alle Wildpferdearten haben einen mehr oder weniger deutlichen Dorsalstreifen. Bei Hauspferden ist ein besonderes Wildfarben-Gen namens Dun bekannt, das nicht nur den Aalstrich deutlich sichtbar macht, sondern auch eine leichte Zebrastreifung an den Beinen hervorruft. Besonders bei primitiven Rassen ist diese Wildzeichnung mit Aalstrich vertreten. Weitere Huftiere mit Aalstrich sind beispielsweise der auch bei uns verbreitete Damhirsch oder viele Rassen der Hausziege. Bei Hunden finden wir eine besondere Form von Dorsalstreifen: die Rassen Rhodesian Ridgeback und Thai Ridgeback einen gegen den Strich wachsenen Rückenstreifen. Auch Kängurus mit Rückenstreifen kommen vor.

lemming
Grauer Steppenlemming

Die meisten Arten mit Aalstrich finden sich natürlich in der ohnehin sehr großen Überfamilie der Mäuseartigen (Muroidea). Angefangen bei der in weiten Teilen Deutschlands verbreiteten Brandmaus (Apodemus agrarius) über die afrikanische Einstreifengrasmaus (Lemniscomys rosalia), eine Verwandte der oft angebotenen Vielstreifengrasmaus (L. barbarus), welche natürlich auch einen Streifen entlang der Wirbelsäule hat, bis hin zu einer Baummaus, deren Name schon bezeichnend ist: Aalstrich-Klettermaus (Dendromus mystacalis). Endlich bietet sich auch eine Gelegenheit auf die Waldbirkenmaus aufmerksam zu machen, die nur noch an zwei Stellen in Deutschland vorkommt. Ebenfalls bekannt sein dürfte der immer häufiger in Zoogeschäften angebotetene Steppenlemming (Lagurus lagurus) sein.

Nun aber zu den Zwerghamstern. Bis auf den Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborowski) sind alle bei uns angebotenen Zwerghamsterarten mit einem Aalstrich versehen. Für den Chinesischen Streifenhamster (Cricetulus) ist er sogar namensstiftend.

Dsungarischer und Campbell-Zwerghamster sehen sich zwar für das ungeübte Auge zum Verwechseln ähnlich, handelt es sich jedoch um artreine Tiere ist die Unterscheidung anhand des Aalstrichs sehr einfach: Der Dorsalstreifen beim Dsungarischen Zwerghamster beginnt zwischen den Augen, verbreitert sich zwischen den Ohren und ist ingesamt sehr breit. Der Verlauf ist beim Campbell-Zwerghamster zwar ähnlich, jedoch ist der Aalstrich nur eine ganz dünne Linie (siehe Foto ganz oben). Lediglich bei Campbell-Zwerghamstern des Farbschlags Platinum wirkt durch das etwas längere Fell der Aalstrich dicker.

Auf Zuchtschauen wird der Aalstrich von wildfarbenen Zwerghamstern im Übrigen mit bewertet. Beim Campbell-Zwerghamster soll er schwarz und gleichmäßig sein. Zu dicke oder etwas kurvig verlaufende Dorsalstreifen werden manchmal übersehen, jedoch ist den Richter_innen immer sehr wichtig, dass der Strich wirklich bis zum Schwanzansatz geht. Eine Anforderung die momentan nur wenige Hamster erfüllen. Wie der Dorsalstreifen auch bei der Farbbestimmung behilflich sein kann wird hier beschrieben.

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