Warum kommen neue Mutationen immer bei "großen" Züchter*innen vor?

Egal bei welcher Tierart man hinschaut, die neuen Mutationen kommen immer bei den bekannten Züchter_innen vor. Dabei sind doch Mutationen, also sprunghafte Veränderungen der Erbinformationen, zufällig und nicht beeinflussbar....

Vor kurzem wurde ich gefragt, wie das sein kann. Hier der Versuch einer Erklärung.

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1. Mehr Tiere

Zunächst einmal gibt es zwischen den ernsthaften Züchter_innen, die viel Energie in die Zucht ihrer Tiere bringen und anderen Halter_innen den bezeichnenden Unterschied, dass sie viel mehr Stammtiere haben und auch mehr Jungtiere produzieren. Die statistische Chance, dass gerade hier bei einem Wurf eine neue Fellmutation auftritt, ist zwar die gleiche, wie bei jedem_jeder anderen, jedoch ist die Anzahl der Versuche höher.

 

2. Mehr Inzucht

Erfahrene Züchter_innen, die bestimmte Zuchtziele verfolgen, bedienen sich hin und wieder der Inzucht-Techniken, wie etwa der reziproken Rückkreuzung, um bestimmte Merkmale zu manifestieren oder Tiere auf eine Eigenschaft hin zu testen. Da Mutationen meistens rezessiv sind, kommen sie auch erst dadurch zutage, dass man zwei Trägertiere verpaart.

 

3. Mehr Wissen

Wie bereits erwähnt: Mutationen sind sprunghafte und zufällige Veränderungen des Erbguts. Sie können also überall vorkommen. Auch bei absolut unerfahrenen Züchter_innen oder Vermehrer_innen. Jedoch kennen insbesondere Anfänger_innen nur sehr wenige Farbschläge aus eigener Anschauung und sie können eine neue Farbe nicht als solche erkennen. Ebenso fehlen meistens das nötige Wissen und/oder die Mittel, um züchterisch festzustellen (Testverpaarung), ob es sich bei einem ungewöhnlich gefärbten Tier um einen bereits bekannten Farbschlag oder eine neue Mutante handelt.

 

Sonderfall: Laborzuchten

Gerade wenn man sich die Fellmutationen der Farbmaus (Mus musculus) ansieht, fällt auf: Viele Fellmutationen stammen aus Laborzuchten. Einerseits ist dieser Umstand auf die drei oben genannten Punkte zurückzuführen: Laborzuchten produzieren ungleich mehr Jungtiere als Hobbyzüchter_innen, ebenso ist die Inzucht und Inzestzucht eine Methode die fast ausschließlich zum Einsatz kommt und neue Mutationen lassen sich nicht nur am Erscheinungsbild der Tiere, sondern auch durch eine Genanalyse erkennen und benennen. Hinzu kommt, dass Labortiere als Versuchstiere äußeren Einflüssen ausgesetzt werden, die Mutationen begünstigen. So entstanden der Satin-Faktor und die Rumpwhite-Zeichnung der Farbmaus durch Bestrahlung der Ausgangstiere.

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Kommentare: 1
  • #1

    Isabel (Sonntag, 30 Oktober 2011 12:26)

    Ich hab mich das auch schon gefragt. In einem größerem Forum wurde jetzt auch schon über den neuen Artikel in der Rodentia spekuliert. Ich warte schon sehnsüchtig auf die Zeitung, damit ich endlich mitdiskutieren kann!