Farbgenetik von Peromyscus

Foto: Katrin L.
Foto: Katrin L.

Seit einigen Jahren werden Küstenmäuse (Peromyscus polionotus) und Hirschmäuse (P. maniculatus) in Europa gehalten. Besonders in Deutschland und der Schweiz haben sich einige Züchter_innen gefunden, die über kurz oder lang nachziehen. Durch die Vermischung beider Arten sind die Farben, die zunächst bei P. polionotus bekannt waren nun auch bei Tieren zu finden, die eher an Hirschmäuse erinnern. Der Ursprung der meisten Mutationen ist aber ohnehin bei Hirschmäusen zu finden. Eine Übertragung von Farbschlägen von einer (Unter-)Art zur nächsten hat bei Peromyscus schon lange Tradition. Alle Spezies der Gattung haben 48 Chromosomen und lassen sich oft problemlos kreuzen.

Neben der Küstenmaus/Weißfußmaus und der Hirschmaus wird zudem noch die Kaktusmaus (P. eremicus) in Europa gehalten. Diese wurde noch nicht mit den anderen Arten vermischt und weist auch keine Mutationen auf.

Peromyscus hybrid (F1) | Foto: M. Elsner
Peromyscus hybrid (F1) | Foto: M. Elsner

Da es über kurz oder lang kaum mehr reine Stämme von P. polionutus und P. maniculatus geben wird, soll die folgende Aufstellung grundsätzlich für beide Arten und deren Mischformen gelten. Zusätzlich möchte ich noch bemerken, dass die Artreinheit der Anfang der 2000er nach Deutschland importierten Küstenmäuse anzuzweifeln ist. Die Tiere stammen aus einer privaten Zucht und zeigten Farbmutationen, die bei P. polionotus nicht nachgewiesen waren.

Agouti

Agouti | Foto: A. Roost, pfötli-care.ch
Agouti | Foto: A. Roost, pfötli-care.ch

Gencode: +/+

 

Die Wildfarbe wird meist Agouti genannt. Diese Bezeichnung hat sich auch bei anderen Nagetierarten durchgesetzt. 

 

Oberseite: das Rückenfell weist eine graubraun wirkende Farbe auf. Das einzelne Haar ist an der Basis braunschwarz mit gelbbraunem Band und sehr dunklen Spitzen. Entlang der Wirbelsäule ist das Fell am dunkelsten: Beginnend zwischen den Augen zieht sich von der Stirn entlang der Wirbelsäule bis zum Schwanz dunklerer Streifen. 

 

Unterseite: Bauch und Füße sind weiß. Unterhalb der Nase beginnend zieht sich entlang der der Unterkiefer und Flanken eine scharfe Trennlinie zur Körperoberseite. Das Haar ist an der Wurzel grau und an der Spitze weiß.

 

Schwanz: Oberhalb schwarzbraun und unterseits weiß.

 

Augen: braunschwarz

 

Ohren: braunschwarz

Black

Black (White-belly Non-Agouti) | Foto: I. Metzler
Black (White-belly Non-Agouti) | Foto: I. Metzler

Gencode: (aw/aw)

 

Diese rezessive schwarze Phase wurde 1971 bei P. m. sonoriensis entdeckt und zunächst Black bzw. Non-Agouti genannt, obwohl Bauch und Füße der Tiere weiß sind. Zwei Jahre später fand man die echte Non-Agouti-Mutation mit vollständig schwarzem Fell. Während diese das Symbol a erhielt, wurde die weißbäuchige Variante White-belly Non-agouti genannt und mit dem Symbol aw versehen. Dennoch hält sich der Name Black, und muss wohl erst überdacht werden wenn das "echte" Black in Europa auftaucht.

 

Oberseite: von der Basis bis zur Spitze stumpf grauschwarz. 

 

Unterseite: Bauch und Füße sind weiß. Siehe Agouti.

 

Schwanz: Oberseits schwarzgrau und unterseits weiß.

 

Augen: braunschwarz

 

Ohren: braunschwarz

Cinnamon

Cinnamon (Brown) | Foto: I. Metzler
Cinnamon (Brown) | Foto: I. Metzler

Gencode: b/b oder bpo/bpo

 

Bei verschiedenen Peromyscus-Arten und -Unterarten wurden diverse rezessive Mutationen beschrieben, deren Beschreibung auf die bei uns meist Cinnamon benannte Farbform zutrifft:

- California Blonde, 1981 bei P. m. santacruzae
- Brown, 1932 bei P. m. blandus
- Orange Tan, 1955 bei P. m. sonoriensis

- Brown, 1966 bei P. polionotus lucubrans

Die letzten drei sind allesamt Mutationen auf dem selben Locus. Die beiden als Brown benannten sind analog zueinander und ebenso auch analog zur bei Farbmäusen, Campbell-Zwerghamstern u.a. bekannten Brown-Mutation (b/b). Zur besseren Unterscheidung der beiden Mutationen hat die University of South Carolina die bei P. polionotus gefundene Mutation bpo genannt. Da wir in Europa jedoch nur diese Form haben, reicht das Symbol b sicherlich aus. Grundsätzlich bewirkt diese Mutation dass das schwarze Eumelanin im Haar zu einem Mittelbraun aufgehellt wird. Das Tier wirkt insgesamt braungelb.

 

Oberseite: gelblich braun. An der Basis mittelbraun, zu den Spitzen hin gelb. Entlang der Wirbelsäule ist das Fell am dunkelsten

 

Unterseite: Bauch und Füße sind weiß. Siehe Agouti.

 

Schwanz: Oberhalb mittelbraun und unterseits weiß.

 

Augen: schwarzbraun

 

Ohren: hellbraun

Ivory

Ivory
Ivory

Genocode: i/i

 

Seit einigen Jahren ist in Europa eine rezessive weiße Farbform mit roten Augen bekannt. Die Tiere werden oft Albinos genannt, zeigen jedoch eher eine sehr hell cremefarbene Oberseite die sich von der helleren Unterseite abgrenzt. Zwar ist Albinismus (c/c) bei Peromyscus m. gambelii 1919 nachgewiesen worden, jedoch ist davon auszugehen dass die bei uns gehaltene Variante eher auf die Ivory-Mutation (i/i) zurückgeht. Diese wird als "off white" beschrieben. Die roten Augen sind dunkler als bei Albino. In der Datenbank der University of South Carilona war bis 2013 zu lesen: "Animals superficially resemble albinos". Erstes Aufkommen der Mutation war 1937 bei P. m. rubidus.

 

Oberseite: cremeweiß. Die Basis ist etwas dunkler als die rein weißen Spitzen.

 

Unterseite: Bauch und Füße sind weiß.

 

Schwanz: weiß.

 

Augen: rot

 

Ohren: rosa

Chocolate

Chocolate | Foto: Katrin L.
Chocolate | Foto: Katrin L.

Gencode: aw/aw b/b

 

In der Kombination von White-belly non-agouti und Brown entsteht eine Farbform bei der die Haare auf der Körperoberseite einfarbig mittelbraun gefärbt sind. Angelehnt an die Nomenklatur bei anderen Nagetieren wird diese Farbkombination zunächst Chocolate genannt. Mit dem Aufkommen einer echten Non-Agouti-Mutation muss dies sicher erneut ausgehandelt werden.

 

Oberseite: von der Basis bis zur Spitze mittelbraun.

 

Unterseite: Bauch und Füße sind weiß. Siehe Agouti

 

Schwanz: oberhalb mittelbraun und unterseits weiß.

 

Augen: schwarzbraun

 

Ohren: hellbraun

Vorschlag eines vorläufigen Gencodes

Alle Farben im Überblick

Variante Gencode
Agouti +/+
Black aw/aw
Cinnamon b/b
Ivory i/i
Chocolate aw/aw b/b

 

Cinnamon | Foto: A. Roost, pfötli-care.ch
Cinnamon | Foto: A. Roost, pfötli-care.ch

Mehrere Züchter_innen berichten von Tieren die mehr gräulich wirken. Leider hat sich bislang noch nicht herausgestellt, ob es sich hierbei um eine Farbmutation handelt oder ob die Ausfärbung bei den einzelnen Tieren schlicht sehr variabel ist. Auch die Datenbank der University of South Carolina nennt keine Mutation, welche zu den Eigenschaften der Tiere passen will. Es bleibt also zu hoffen, dass sich jemand in der aktiven Zucht der Erforschung dieser Frage verschreibt und die Ergebnisse veröffentlicht.

Englisch summary

In the early 00's there was an import of mice referred to as Peromyscus polionotus to Germany. Unless they didn't reproduce very well people kept breeding the varieties Agouti, Black, Cinnamon, Chocolate and Ivory for ten years. Suddenly P. maniculatus was available. After hybridization of both species the overall breeding success was better. This article states that there are three colour mutations known in Europe (White-belly Non-Agouti, Brown and Ivory) and that the origin of these mutations are mostly P. maniculatus subspecies. So the P. polionotus in Europe are not purebred.
According to the PeroBase of the University of South Carolina this article proposes the symbols a[w], b and i for the the colour mutations.

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