Ungewöhnlich großer Monodelphis-Wurf

Vor einiger Zeit hat mir ein Freund erzählt, dass eines seiner Zwergopossums (Monodelphis domestica) einen Wurf mit elf Jungtieren hat. Auch wenn es für Beutelratten (Didelphidae) allgemein relativ üblich ist, viele Junge zu bekommen, so kommt es jedoch speziell bei Monodelphis selten vor, dass tatsächlich zehn oder mehr Jungtiere es in den rudimentären Beutel schaffen oder gar bis zur Entwöhnung aufgezogen werden.

Die Familie der südamerikanischen Beutelratten umfasst 19 Gattungen von denen am bekanntesten wohl die Opossums (Didelphis) und Spitzmausbeutelratten (Monodelphis) sind. Ferner gelangen auch gelegentlich Vieraugenbeutelratten (Philander) in den Handel, während Mausopossums (Marmosa und Thylamys) bereits lange nicht mehr angeboten wurden. Die Vertreter der Familie sind relativ unterschiedlich mit Fortpflanzungsorganen ausgestattet. Während Monodelphis - wie man es gewohnt ist - eine Gebärmutter hat, verfügt Didelphis gleich über zwei (delphis = Uterus). Ebenso haben einige Gattungen einen echten Beutel, in dem die Jungtiere heranwachsen. Bei anderen Gattungen ist dieser jedoch eher eine offene Mulde am Unterbauch. In diesem Beutel oder der Mulde befinden sich die Zitzen, die anders als bei den meisten anderen Säugetieren nicht paarig und symmetrisch entlang Körperachse, sondern stattdessen in ungerader Anzahl und radial angeordnet sind. Auch hier gibt es Variationen innerhalb der Familie: Die Zahl der Zitzen liegt zwischen 5 und 27. Monodelphis hat mindestens 11, meistens jedoch 13 Zitzen (Macrini 2004).

Die durchschittliche Wurfgröße bei Monodelphis ist schwer zu bestimmen. Durchschnittlich ist die Ovulationsrate pro Zyklus 12 Eier. Einen Tag nach der Kopulation ist sind die Eier befruchtet, weitere 14 Tage später werden je nach Quelle 6 11 bzw. 2 16 Jungtiere mit einer Größe von 10 mm und einem Gewicht von 100 mg geboren. Die mittlere Wurfgröße wird mit 8,4 bzw. 7,9 angegeben (Macrini). Bei den Daten handelt es sich um die Zahl von nach der Geburt festgestellten Neonaten. Es gibt keine Angaben zur Embryonenzahl im Mutterleib. Die Neugeborenen wandern zur Beutelmulde und saugen sich für zwei Wochen an jeweils einer eigenen Zitze fest. Das bedeutet, dass nie mehr Jungtiere aufgezogen werden können als Zitzen zur Verfügung stehen und Welpen die keine Zitze mehr finden, sterben.
Leider fehlen wissenschaftliche Angaben zur Zahl der Jungtiere, die es von der Geburt bis zur vollständigen Entwöhnung mit acht Wochen schaffen. Private Halter_innen und Züchter_innen können mit ihren Angaben zu Wurfgrößen meist nur mit der Zahl der tatsächlich aufgezogenen (entwöhnten) dienen. Nicht jedoch mit Zahlen zur Wurfgröße bei der Geburt. Es lässt sich über die Aufzuchtrate keine verlässliche Aussage treffen. Dennoch decken sich die Zahlen zu aufgezogenen Würfen und den von Macrini zitierten Mittelwerten.

Eine kurze Befragung bei einigen Züchter_innen hat ergeben, dass die meisten Zwergopossums etwa vier bis neun Jungtiere aufziehen. Wurfgrößen von zehn, elf oder zwölf sind eine absolute Seltenheit. Dies liegt nicht nur an dem beschwerlichen Weg der Neonaten zur Beutelfalte und der Konkurrenz um freie Zitzen. Auch sind viele Muttertiere stressanfällig und verlieren Jungtiere die dann auskühlen. Ebenso reicht, wie bei einigen anderen Kleinsäugern die Milchleistung oft nicht für sehr große Würfe aus. Unterentwickelte oder tote Jungtiere werden von Muttertieren meist komplett aufgefressen. Somit bemerken Pfleger_innen den Verlust oftmals nicht.

 

Wie ein großer und erfolgreich bis zur Entwöhnung aufgezogener Wurf aussehen kann, zeigt das folgende Foto.

 


mehr

 

Kräh, S. (2020): Kurzschwanz-Zwergopossums. https://ratfrett.jimdofree.com/tiere/kurzschwanzopossums/

 

Macrini, T. E. (2004): Monodelphis domestica. In: Mammalian Species, 760: S: 1–8. American Society of Mammalogists. http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/760_Monodelphis_domestica.pdf

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