Farbvarianten der Schermaus

Foto: E. Neideck
Foto: E. Neideck

Ein interessanter Artikel zu Farbvarianten der wildlebenden Schermäuse wurde von Hutterer et al. (2015) veröffentlicht. Diese teilweise semiaquatisch lebenden Wühlmausarten (man unterscheidet zwei bis vier Arvicola-Arten in Mitteleuropa) zeichnet sich insgesamt durch eine variationsreiche Färbung von mittelbraun bis schwarz aus. Immer wieder finden sich in Facebook-Gruppen und Online-Foren Beiträge die von ungewöhnlichen schwarzen Nagetieren berichten, die von den Fragesteller_innen nicht der heimischen Tierwelt zugeordnet werden. Die Bestimmungsversuche der miträtselnden Online-Community reichen häufig von Rennmaus bis Cururo. Wird ein Foto mitgeliefert, zeigt sich jedoch relativ schnell, dass es sich bei dem fraglichen Tier um eine schwarze Schermaus (genauer: Arvicola amphibius) handelt. Die allgemeine Verunsicherung bei der Bestimmung rührt jedoch nicht ausschließlich von der Färbung her, sondern bezieht sich häufig auch auf die imposante Größe, welche einige Exemplare erreichen. Es wurden schon A. amphibius mit einem Gewicht von über 300 g gefunden. Ebenso liefert die an das Wasser gebundene Lebensweise der meisten Schermäuse Anlass für Irritation. So sind Verwechslungen mit Bisamratten oder gar Jungtieren von Biber bzw. Nutria nicht selten.

Hutterer et al. verorten das Vorkommen vollständig schwarz gefärbter Schermäuse in Norddeutschland, wo diese Farbvariation relativ häufig ist. Ebenso gibt es Funde im Rheinland und Westfalen. Weitere Farbschläge, wie zum Beispiel Albinismus wurden schon in den 1950er und 1960er Jahren beschrieben, bleiben jedoch durchgehend selten. Die Autoren beziehen sich in ihrem Artikel auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen und nennen drei gefundene Farbvarianten der Schermaus:

Albino

Historisch belegt ist ein rein weißes Tier mit roten Augen bereits 1956. Der zweite bestätigte Fund eines echten Albinos stammt aus dem Jahr 2013.

Elfenbein/Ivory

1963 wurde aus Österreich eine elfenbeinfarbige Schermaus gemeldet. Hutterer et al. beschreiben zwei etwas ältere Funde aus Deutschland. Im Gegensatz zu albinotischen Tieren sind die Haare nicht durchgehend weiß. Vor allem die Rückenbehaarung zeigt an der Basis eine hellbraune Färbung. Die Augenfarbe ist jedoch nicht notiert worden. Elfenbeinfarbige Exemplare sind auch bei anderen einheimischen Mäusen beschrieben worden. So zum Beispiel bei der Rötelmaus.

Cremefarben

2014 wurde eine junge Schermaus entdeckt, deren Fell fast vollkommen weiß war, jedoch hell ockerfarbene Haarspitzen aufwies. Diese schmutzigweise Fellfärbung nennen Hutterer et al. cremefarben. Sie verweisen zudem darauf, dass sich nicht nur die Fellfarbe sondern auch die Haarstruktur von der Nominatform unterscheidet: Das Fell ist seidiger und weicher.

Hutterer et al. verweisen über die oben beschriebenen Farbschläge hinaus auch auf Schermäuse mit weißen Schwanzspitzen und anderen weißen Flecken (vor allem auf den Britischen Inseln) und ein Präparat eines Tieres mit einem größeren weißen Fleck der der dominanten Scheckung der Feldmaus ähnelt.

Wie bereits angedeutet, sind Schermäuse nicht die einzigen einheimischen Mäusearten, die Farbmutationen aufweisen. Zur Feldmaus gibt es sogar Berichte von gezielter Farbzucht und insbesondere die albinotische Form der Rötelmaus war in den 2000er Jahren relativ beliebt und verbreitet. Eine Übersicht der Farbvarianten einheimischer Mäusearten folgt in den kommenden Wochen.


mehr

Hutterer, Rainer et al. (2015): Farbvarianten der Schermaus (Arvicola sp.) in Nordrhein-Westfalen. Online verfügbar.

Kräh, Stefan (2017): Übersicht der Fellvarianten einheimischer Mäusearten.

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