Ungewöhnliche Umfärbung bei Peromyscus

Im Februar 2019 erhielt ich Fotos von einer jungen Maus mit einer ungewöhnlichen Fellfärbung.

 

Das Tier ist eindeutig als Peromyscus zu erkennen. Es ist relativ wahrscheinlich, dass es sich um einen Hybrid handelt: Bereits die "Weißfußmäuse", die in den 2000er Jahren als Peromyscus polionotus eingeführt wurden, waren ziemlich sicher nicht artrein, sondern entstammten einer Zucht in der mindestens zwei Arten der Gattung Peromyscus gemischt wurden. Hinweise darauf ergeben sich sich aus Daten des Peromycus Genetic Stock Centers der University of South Carolina. Einige bei uns verbreitete Farbschläge sind bei Peromyscus polionotus nicht dokumentiert.

 

Ein weiterer Hinweis auf den Hybridstatus ergibt sich aus der jüngeren Zuchtpraxis in Deutschland: Angesichts der schrumpfenden Bestände von eben jenen "Weißfußmäusen" und den später eingeführten Hirschmäusen (Peromyscus maniculatus) wurden die Arten erfolgreich gekreuzt. Die Hybridgenerationen stellen sich bislang als fruchtbarer heraus als die Populationen der Ausgangsformen.

Es war davon offensichtlich, dass das abgebildete Tier nicht zweifarbig ist, sondern sich im Fellwechsel befindet. Das Muster ist typisch für einen Fellwechsel und ebenso erscheint das Tier noch relativ jung. Das Tier schien sich also im Wechsel vom Jugendfell zum Erwachsenenfell zu befinden.

 

Der Verlauf des Fellwechsels variiert von Tierart zu Tierart. Während die saisonale Umfärbung des Großen Hermelins ventral beginnt, also das Winterfell zuerst am Bauch wächst, beginnt der Fellwechsel bei anderen Arten am Rücken (dorsal). Vergleichsaufnahmen von Tabacaru et al. (2011) ließen darauf schließen, dass der (saisonale) Fellwechsel bei Peromyscus am oberen Rücken beginnt und das Tier im Ergebnis also von Braun nach Grau umfärbt.

 

Letztlich hat sich jedoch herausgestellt, dass der Fellwechsel genau umgekehrt verlief. Das Tier war nach dem Fellwechsel hell schokoladenbraun und ist von Tieren des Farbschlags Chocolate nicht zu unterscheiden. Da sich die Tiere über die Wintermonate in Kalthaltung befanden und auch im darauffolgenden Winter einige Tiere umgefärbt haben, ist davon auszugehen, dass der Fellwechsel mit der Umgebungstemperatur zusammenhängt. 

Mehr

Kräh, S. (2015): Farbgenetik von Peromyscus


Tabacaru, C. A., J. S. Millar & F. J. Longstaffer (2011): Seasonal moulting in Deer Mice (Peromyscus maniculatus) in the Rocky Mountains, Alberta. Canadian Field-Naturalist 125(2). S. 126–131.