Madagaskar-FauchschabeN

Fauchschaben werden bis zu 10 cm lang
Fauchschaben werden bis zu 10 cm lang

Die Madagaskar-Fauchschabe oder Riesenfauchschabe ist ein relativ schwammiger Begriff der für viele Arten der ausschließlich auf Madagaskar heimischen Fauchschaben verwendet wird. Gemeint ist meist Gromphadorhina portentosa, welche sie die unteren Vegetationsbereiche der Trockenwälder in ihrem Ursprungsgebiet an der Ostküste bewohnt.
Die verschiedenen Arten und Gattungen der Fauchschaben-Gruppe verdanken ihren Namen der Fähigkeit, bei Gefahr mit einem fauchenden Zischen Angreifer abzuschrecken, aber auch untereinander zu kommunizieren. Das Geräusch kommt dadurch zustande, dass Luft mit hohem Druck durch die Atemöffnungen gepresst wird. Während vor einigen Jahren zunächst nur G. portentosa im Handel angeboten wurde, finden Interessierte inzwischen eine immer größer werdende Auswahl an großen Schaben (G. grandidieri, Princisia vanwaerebeki). Oftmals werden diese auch als "Madagaskar-Riesenschaben" oder unter anderen Synonymen angeboten. Zwischenzeitlich sind durch die große Anzahl an eingeführten Arten und die schlechte Unterscheidung bereits Hybriden entstanden, ebenso gibt es innerhalb einzelner Arten bereits Zuchtformen, wie etwa die sehr großen Princisia vanwaerebeki "BIG", oder die sehr kontrastreich gezeichnete "Black&White"-Variante.
Die folgenden Beschreibungen basieren in erster Linie auf Erfahrungen mit Gromphadorhina spec., wurden aber auch auf Princisia vanwaerebeki und Elliptorhina javanica erfolgreich angewandt. Sehr wahrscheinlich macht man bei keiner Fauchschaben-Art viel falsch, wenn man sich an diesem Artikel orientiert. 

Biologie

 

Die Madagaskar-Fauchschaben leben versteckt im Unterholz und Löchern von Baumstämmen. Hier nehmen sie in großen Mengen neben pflanzlichen Stoffen auch Pilze und tierische Nahrung auf. Adulte Tiere der Madagaskar-Fauchschaben haben einen flachen Körper mit einer Länge von sechs bis acht Zentimetern (Gromphadorhina, Princisia; einzelne Zuchtformen bis zu 10 cm). Elliptorhina bleiben kleiner. Kopf, Halsschild und Beine sind schwarz, zum Körperende hin hellt die Färbung je nach Art in Orange (Elliptorhina ), Orangebraun (Gromphadorhina), oder weißgrau (Princisia) auf. Männchen tragen am Halsschild (Pronotum) zwei Hörner. Je nach Art sind diese mehr oder weniger erhaben.

Bei der Paarung stülpt das Weibchen ein Eipaket aus, das vom Männchen befruchtet wird. Anschließend wird diese Oothek dann im Brustsack des Weibchens ausgebrütet, bis nach etwa zwei Monaten bis zu 40 Larven sozusagen lebend geboren werden (ovovivipar). Die Jungtiere erinnern in Größe und Färbung an Kellerasseln. Die sich sehr langsam entwickelnden Schaben sind erst mit etwa einem halben Jahr geschlechtsreif; die Lebenserwartung beträgt ein bis drei Jahre.

Gromphadorhina (portentosa?)
Gromphadorhina (portentosa?)

Haltung

 

Fauchschaben haben weder an ihre Umgebung noch an die Fütterung besonders hohe Ansprüche. Sie können sowohl in Glasbecken als auch gut durchlüfteten Plastikboxen gehalten werden. Wichtig ist, das Schabenheim ausreichend abzusichern. Besonders Jungtiere schlüpfen durch die engsten Spalten. Die Temperatur sollte zwischen 20 und 28 °C betragen. Höhere oder niedrigere Temperaturen vertragen die Tiere nicht gut. Da Madagaskar-Fauchschaben gerne klettern, sollte die Höhe des Terrariums mindestens 30 cm betragen. Für eine kleine Gruppe mit einem oder zwei Männchen empfiehlt sich ein Becken mit einem Volumen von etwa 30 - 40 Litern, bei größeren Gruppen sollte mehr Platz oder eventuell auch ein terrassenförmige Gestaltung eingeplant werden, damit die relativ territorialen Männchen Reviere bilden können. Wichtig ist vor allem, dass das Behältnis dicht abschließt. Fauchschaben können in allen Stadien vervorragend an Glasscheiben emporklettern und besonders die kleinen Jungtiere quetschen sich mühelos durch die kleinsten Ritzen. Es gibt viele verschiedene Arten und Weisen, Fauchschaben zu halten. Einige Halter_innen schwören auf sehr enge Haltung da die Tiere dann eher in Paarungsstimmung kommen sollen (nachgewiesen bei der Argentinischen Waldschabe), andere möchten eher große Terrarien mit viel Bewegungsfreiheit anbieten. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Fauchschaben keine besonders aktiven Tiere sind. Auch zu Bodengrund und Einrichtung gibt es unterschiedliche Ansichten. Blanker Boden ohne Substrat, die Haltung auf Futterflocken, Kleintierstreu, Sand oder Erde sind allesamt vertreten und haben durchaus ihre Vor- und Nachteile bezüglich Luftfeuchtigkeit und Hygiene. Ebenso variiert die Einrichtung bei den verschiedenen Züchter_innen. Von einfachen Eierkartons über Naturmaterialien bis Plastikpflanzen kann vieles Verwendung finden. Einig sind sich die meisten jedoch, dass die Gerbstoffe in Korkeichenrinde schädlich für die Schaben sind und dass bei höherer Besatzdichte auch das Behältnis mehr strukturiert werden muss.
Als Bodengrund eignen sich Kokoshumus oder Walderde mit einer Schicht trockenem Laub. Auch wenn dieses Substrat gerade bei sehr großen Schabenkolonien nicht die nötige Bestandsüberwachung und Hygienekontrolle ermöglicht, hat es entscheidende Vorteile: Es speichert Feuchtigkeit, bietet den Tieren Versteckmöglichkeiten und sieht in Schauterrarien auch ansprechend aus. Mehr noch kann der Bodengrund mit weißen Asseln oder Springschwänzen belebt werden, die Futterreste, Häute und Ausscheidungen der großen Mitbewohner verarbeiten.
Die weitere Einrichtung sollte vor allem aus Versteckmöglichkeiten bestehen. Hier können je nach eigenen ästhetischen Gesichtspunkten Wurzelstücke, Äste, Tontöpfe, Steinaufbauten, Plastikhäuser, Papprollen oder Eierkartons verwendet werden. Die Tiere bevorzugen in erster Linie enge Spalten in denen sie sich zusammendrängen können.

Ernährung

Elliptorhina javanica
Elliptorhina javanica

Als Nahrung kann grundsätzlich eine Mischung aus Haferflocken, Weizenkleie und Hundetrockenfutter gegeben werden. Ebenso eigenen sich Fischfutterflocken. Hinzu sollten immer frisches Obst, Gemüse oder auch belaubte Zweige (Brombeere, Himbeere, Birke) kommen. Schaben eignen sich sehr gut als Verwerter von Küchenabfällen. Aus hygienischen Gründen sollte das Futter in Schalen angeboten und nicht gefressenes Frischfutter regelmäßig entfernt werden. Gerade bei Haltung mit schlechter Belüftung, hohen Temperaturen und übermäßigem Futterangebot kommt es sehr schnell zu Schimmelbildung oder massenhaftem Milbenbefall. Die Futtermenge ist also so zu bemessen, dass alles innerhalb eines Tages gefressen wird. Bei ausreichend Frischfuttergabe ist keine Wassergabe nicht nötig, dennoch kann durch leichtes Sprühen, eine Wasserschüssel, Wassergel oder getränkte Watte Flüssigkeit angeboten werden.

Zucht

Subadultes Tier kurz nach der Häutung
Subadultes Tier kurz nach der Häutung

Von der Larve bis zur Imago durchlaufen Fauchschaben in der Regel sechs Häutungsstadien. Unter besten Bedingungen werden die meisten Arten etwa mit fünf bis sechs Monaten geschlechtsreif und beginnen nach der letzten Häutung direkt sich zu paaren. Es kann vorkommen, dass Weibchen ihre Ootheken nicht innerhalb ihres Körpers bebrüten, sondern abwerfen. Bei einer Temperatur von etwa 26°C und ausreichend hoher Luftfeuchte schlüpfen jedoch auch aus den verwaisten Eipaketen Jungtiere. Die frisch geschlüpften Larven können im Terrarium der Eltern bleiben. G. portentosa, P. vanwaerebeki und E. javanica neigen nicht zu Kannibalismus. Die Entwicklung der Tiere ist, insbesondere im Vergleich zu anderen Schabenarten eher langsam, dennoch kann ein Bestand bei guter Pflege innerhalb eines Jahres explosionsartig wachsen. Da es immer wieder zu Hybridisierung kommt, sollten Fauchschaben immer nach Art und Unterart getrennt gehalten werden. Wer eine bestimmte Spezies züchten möchte, sollte sich ausreichend informieren und den ersten Zuchtansatz von einer seriösen Quelle beziehen. Als Futtertiere angebotene Fauchschaben sind beispielsweise oft Hybriden.
Zuchtansätze bestehen meist aus etwa zehn Tieren in unterschiedlichen Stadien,  ansonsten kann eine Gruppe von einem Männchen und zwei bis drei Weibchen auch den Grundstein für eine Zucht legen. Werden die Tiere annähernd wie beschriebengehalten, stellt die Zucht kein Problem dar und der Nachwuchs kommt relativ schnell von ganz alleine. An sich sind die Tiere untereinander in großen wie auch kleinen Kolonien sehr friedfertig. Lediglich bei einem deutlichen Überverhältnis erwachsener Männchen zu Weibchen sollten Tiere aussortiert werden. Ebenso wie andere Schaben können auch Fauchschaben problemlos an insektivore Kleinsäuger verfüttert werden.


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www.schaben-spinnen.de

www.lizard-lounge.at