Farbmaus: Chocolate Tan

Farbmäuse werden in unheimlich vielen Varianten gezüchtet. Während einige Farbschläge bisher sogar ohne eine nähere Bezeichnung oder standardisierende Beschreibung auskommen, gibt es eine Handvoll Farben, die von Zuchtvereinen als Rassen (bzw. Varieties) anerkannt sind (siehe hierzu Kräh 2019). Eine davon ist Chocolate Tan (at/- b/b). Hierbei handelt es sich um eine Farbvariante mit schokoladenfarbener Rückenfärbung von der sich eine lohfarbene (tan) Bauchfärbung scharf abgrenzt.

Farbgenetik und Geschichte

Die Tan-Mutation (at) unterdrückt die Bildung von schwarzem Eumelanin im Haar auf der Körperunterseite. Während die Körperoberseite von der Pigmentreduktion nicht betroffen ist, wird im Bauchfell ausschließlich Phäomelanin gebildet. Es erscheint cremegelb bis rot. (vgl. Becker 2011)

Erstmals aufgetreten ist at wahrscheinlich beim britischen Hobbyzüchter J. W. Biggs , der 1896 Mäuse des Farbschlags Black Tan bei einer Zuchtschau des National Mouse Club ausgestellt hat. Innerhalb weniger Jahre wurden durch Kombination mit Dilution- und Brown-Mutation auch die Farbschläge Blue Tan und Chocolate Tan erzielt, welche um 1904 auf einer Show gezeigt wurden. Die Anerkennung von Tan in jeder vorhandenen Farbe im englischen Zuchtstandard erfolgte 1920. (vgl. Cooke 1977;  Walgate 2014)

 

Tan ist insgesamt eine weit verbreitete Mutation. Insbesondere Black Tan ist beliebt und auf Zuchtschauen relativ regelmäßig zu sehen. Auch Chocolate Tan ist nicht selten, auch wenn die Suche nach dieser Variante etwas mehr Mühe verlangt.

IDEALES Chocolate Tan

Wie jede Tan-Variante sollte auch Chocolate Tan von oben betrachtet aussehen, wie die jeweilige Self-Variante. Das bedeutet, das Rückenfell sollte zartbitterschokoladenfarben sein und die Färbung dabei kräftig, tief und voller Leben sein. Auch das Fell hinter den Ohren ist schokoladenbraun gefärbt, die Augen sind schwarz. 

Der Bauch dagegen soll einen kräftigen, goldorangenen Farbton aufweisen. Je intensiver die Lohfärbung ist, desto besser. Die Trennlinie zwischen Rückenfarbe und Bauch sollte scharf und in gerader Linie über Flanken, Brust und Kiefer verlaufen. Die Füße sollten auf der Innenseite lohfarben und auf der Außenseite schokoladenbraun sein. (vgl. Finnish Show and Pet Mice Club 2019; siehe auch DMRM 2004; AFRMA 2018; NMC 2019)

Fehler

Die Showzucht von Tan-Mäusen bereitet einige Schwierigkeiten. In einer Bewertung werden bestimmte Abweichungen vom Standard als Fehler gewertet. Häufig auftretende Fehler, auf die bei der Farbvariante Chocolate Tan zu achten ist, sind:

Nicht dem Standard entsprechendes Chocolate Tan
Nicht dem Standard entsprechendes Chocolate Tan
  • zu helle, milchschokoladenfarbene Rückenfärbung
  • weiße oder lohfarbene Haare hinter den Ohren
  • verwaschene oder unregelmäßige Trennlinie zwischen Rücken- und Bauchfarbe
  • helle Stichelhaare (insbesondere an den Flanken und am Schwanzansatz)
  • zu helle bis weißliche Bauchfärbung
  • schokoladenbrauner Kehlfleck
  • vollständig lohfarbene Füße
  • vollständig schokoladenbraune Füße
  • weiße Zehen oder Krallen
  • weiße Schwanzspitze
  • braune Augen

Die standardgemäße Färbung der Füße ist hierbei züchterisch am schwierigsten zu erreichen. Grundsätzlich gelten aber vollständig lohfarbene Füße als gröberer Fehler im Vergleich zu vollständig schokoladenbraunen Füßen.

Hinweise zur Zucht

Durchschnittliche Mäuse des Farbschlags Chocolate Tan sind selten so prächtig gefärbt, wie solche aus der Standardzucht. Nicht nur das Chocolate auf dem Rücken ist zu hell, sondern auch das Tan auf dem Bauch wirkt eher gelblich oder weiß statt rotbraun. Dies kann auch schon durch das heterozygote Vorliegen von Aufhellungsgenen auf den Loci C, D und P zusammenhängen. (siehe Kräh 2010 für einen schnellen Einstieg in die Grundzüge der Genetik)

Wie bei vielen anderen Farbschlägen auch erreicht man mit farbreiner Zucht die besten Ergebnisse. Das bedeutet, vorzugsweise Chocolate Tan mit Chocolate Tan zu verpaaren In den meisten Fällen kommen hier etwa noch etwa 25% Chocolate Self (a/a b/b) zur Welt, da die Tan-Mutation meist heterozygot (at/a) auftritt. Mit zunehmender Reinzucht verringert sich der Anteil jedoch meist.


             
Eltern     Chocolate Tan x Chocolate Tan  
     

(at/a b/b)    

 

(at/a b/b)

 
             
             
Nachkommen   25% Chocolate Tan   50 % Chocolate Tan   25% Chocolate Self
    (at/at b/b)   (at/a b/b)   (a/a b/b)
             
             

Ein qualitativer Unterschied zwischen heterozygotem (at/a) und homozygotem (at/at) Tan ist nach Bergmann nicht festzustellen. 

Hin und wieder ist unumgänglich, auch andere Farben einzukreuzen. Hier empfehlen sich reinerbiges Black Tan (at/a B/- C/C D/D P/P) und Cinnamon Tan (A/at b/b C/C D/D P/P). Ebenso kann Recessive Red mit Brown-Aufhellung (b/b e/e) sowohl für Oberfarbe wie auch Unterfarbe sehr vorteilhaft sein. [vgl. Finnish Show and Pet Mice Club 2019; hier ist jedoch nicht von Brown sondern von Cordovan Dilution (bc/bc) die Rede. Es ist davon auszugehen, dass die Brown-Aufhellung b in Europa ohnehin immer Cordovan bc ist.]

 

Walgate (2014) betont, dass Züchter von Tan ihren Tieren im Hinblick auf die Bauchfarbe ein wenig Zeit geben und nicht zu früh selektieren sollten. Die Färbung entwickelt sich langsam.

Chocolate Tan bei anderen Tierarten

Chocolate Tan kommt unter der selben oder ähnlichen Bezeichnungen auch bei einer Reihe anderer domestizierter Tierarten vor. So ist das braune Lokaninchen eine anerkannte Zuchtrasse in Deutschland und unter dem Namen Chocolate Tan eine von vier Varianten des American Tan Rabbit Specialty Club (ATRSC). Auch beim Meerschweinchen lassen sich Chocolate und Tan miteinander kombinieren. Einen Spezialverein gibt es in England: National Fox and Tan Cavy Club.

Bei einigen wenigen Hunderassen, die in der Farbe Schwarzloh, schwarz-rot oder Black and Tan gezüchtet werden, kommt auch die braun aufgehellte Farbvarietät vor. Während der Dobermann in Braun (oder Red and Rust) auch von entsprechenden Zuchtverbänden anerkannt ist, gilt dies jedoch nicht für gleichfarbige Dackel oder Französische Bulldoggen.

mehr

AFRMA. American Fancy Rat and Mice Association (2018): Fancy Mice - Tan & Fox. http://www.afrma.org/micetnfx.htm

 

Becker, A. (2011): Grundlegende Loci der Farbvererbung. http://farbmaus-rassezucht.de/farbmaeuse/genetik/genetik_all.htm

 

Bergmann, S. (o.J): Tan. https://www.farbmausfarben.de/zeichnungen/tan-fox/

 

Cooke, T. (1977): Exhibition und Pet Mice. Spur Publications Books Ltd.

 

DMRM. Deutscher Mäuse-Rassezuchtverein Muroidea (2004): Allgemeiner Standard für die Farbmaus. www.dmrm.de (letzter Download: 02.02.2011)

 

Finnish Show and Pet Mice Club (2019): V - Chocolate Tan (cc/t). http://hiiret.fi/eng/breeding/?pg=4&sub=7&ala=5

 

Kräh, S. (2010): Genetik in 5 Minuten. https://ratfrett.jimdo.com/2010/07/26/genetik-in-5-minuten/

 

Kräh, S. (2019): Rassefarbmäuse. https://ratfrett.jimdofree.com/tiere/farbm%C3%A4use/rassefarbm%C3%A4use/

 

NMC. National Mouse Club (2019): NMC Standard For The Tan Mouse.

 

Walgate, C. (2014): Tans. http://www.fancymice.info/tans.html